Fischer in Java fangen nicht mehr viele Fische. Plastik fangen sie allerdings genug. Und dafür gibt es jetzt einen Markt: den weltweit ersten Rucksack aus Meeresplastik.

An den Küsten Indonesiens − einem der Orte auf der Welt, an denen Plastikmüll am wahrscheinlichsten in den Ozean entweicht − werden Fischer jetzt dafür bezahlt, Plastik zusammen mit ihrem täglichen Fischfang zu transportieren.

Got Bag – der Rucksack aus Meeresplastik

Ein deutsches Startup namens GOT BAG, das 2016 in Mainz (Deutschland) gegründet wurde und kürzlich einen zweiten Standort in Portland, OR (USA) eröffnet hat, arbeitet mit einem Netzwerk von 1.500 Fischern in der Nähe von Java, Indonesien, zusammen. Diese sammeln Plastik, das dann sortiert und zu Pellets recycelt wird. Die Pellets werden zu Fäden verarbeitet, aus denen das Unternehmen Rucksäcke und andere Taschen herstellt. Eine einzelne Tasche verbraucht je nach Größe des Designs zwischen rund 1,5 bis 5 kg Ozeanplastik.

Die Fischer können wegen Überfischung nicht mehr genug Fische fangen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und ihre Familien zu ernähren, doch was sie fangen, ist viel Plastik. Nachdem alte Flaschen und andere Plastikbehälter aus ihren Netzen entfernt worden waren, gab es für Fischer keine Möglichkeit, diese einfach zu verkaufen, was dazu führte, dass Plastik weggeworfen wurde und wieder im Meer landete. Das Startup bietet nun eine neue Einnahmequelle.

Wenn der Kunststoff sortiert wird, wird alles, was aus PET hergestellt ist, (= Polyethylenterephthalat, die übliche Art von Kunststoff, die in Wasser- und Sodaflaschen verwendet wird) zur Reinigung und zum Recycling gebracht. Das Unternehmen arbeitet auch mit der indonesischen Regierung zusammen, um beim Aufbau einer Recyclinginfrastruktur in ländlichen Gebieten zu helfen, damit andere Arten von Kunststoffen, die aus dem Meer gezogen werden, separat verarbeitet werden können.

Kunststoff wird aus dem Wasser entfernt

Während einige andere Unternehmen behaupten, Produkte aus Ozeanplastik herzustellen, sammeln viele tatsächlich Plastik in Küstennähe − was theoretisch verhindert, dass es überhaupt zu Ozeanplastik wird −, anstatt zu versuchen, den Kunststoff aus dem Wasser selbst zu entfernen. Das Team sah die Gelegenheit, sich mit dem enormen Problem des Plastikmülls zu befassen, der sich bereits im Ozean befindet. (Ocean Cleanup, eine gemeinnützige Organisation, die Plastik aus dem Great Pacific Garbage Patch sammelt, hat ebenfalls schon damit begonnen, neue Produkte aus Ozeanplastik herzustellen.)

Innerhalb der ersten beiden Jahre konnte das Start-up bereits über 100 Tonnen Kunststoff aus dem Meer recyceln, wobei das natürlich nur einen winzigen Bruchteil des gesamten Plastiks in den Weltmeeren ausmacht. Man schätzt, dass sich rund 150 Millionen Tonnen Kunststoff im Wasser befindet. Doch da das Unternehmen in den letzten Jahren mit Fischern zusammengearbeitet hat, hat es in der Region tatsächlich schon einige Anzeichen für eine Verbesserung gesehen.

Verschiedene Ansätze, um den Fluss an Plastikmüll zu stoppen

Viele andere Änderungen müssen vorgenommen werden, um den Fluss von Plastikmüll zu stoppen − von der Neugestaltung der Verpackung über die Schaffung einer neuen Recyclinginfrastruktur bis hin zur Nutzung neuer Technologien zur Erfassung von Plastikmüll in Flüssen, bevor er das Meer erreicht. Doch andererseits muss die Welt auch Wege finden, um mit dem bereits vorhandenen Ozeanplastik umzugehen. Eine Lösung ist eben, den Kunststoff eines Upcyclings zu unterziehen und in andere brauchbare Produkte umzuwandeln.

ÜBER GOT BAG

Die GOT BAG GmbH ist ein deutsches Start-up, das den weltweit ersten Rucksack aus Meeresplastik entwickelt und auf den Markt gebracht hat. Im Zuge seiner Leidenschaft für Wassersport hatte der GOT BAG Gründer Benjamin Mandos die Geschäftsidee, Plastikabfälle aus den Meeren Südostasiens sammeln und recyceln zu lassen, um daraus Rucksäcke und Taschen herzustellen. Seitdem verfolgt er mit seinem Team das Ziel, die Meere mit jedem verkauften Reisebegleiter etwas sauberer zu machen und gleichzeitig die Menschen für einen bewussteren Umgang mit Plastik zu sensibilisieren.

Innerhalb der ersten beiden Geschäftsjahre hat das Start-Up bereits über 100 Tonnen Meeresplastik geborgen und recycelt. Inzwischen sammelt ein Netzwerk aus 1.500 Fischern im Auftrag des Mainzer Unternehmens an der Nordküste Javas Plastikmüll aus dem Meer, der ebenfalls in Indonesien sortiert wird. Die enthaltenen PET-Anteile bilden den Rohstoff für die GOT BAG Produkte.

Aufgrund der geografischen Nähe Chinas zu ihren Reinigungs-Aktivitäten und seiner Expertise in der Textilherstellung haben sich die Verantwortlichen von GOT BAG entschieden, die Rucksäcke und Taschen – gemäß europäischen Standards – in Quangzhou produzieren zu lassen und von dort per Zug nach Europa und per Schiff Richtung USA zu exportieren. In der gesamten Wertschöpfungskette achtet das Unternehmen auf nachhaltige und sozialverträgliche Prozesse – angefangen bei der fairen Bezahlung der Fischer bis zum Vertrieb der hochwertigen Produkte über 160 Händler in der DACH-Region.   

Aktuell zählen 40 Mitarbeiter zum GOT BAG Team im Headquarter in Mainz. Ein zweiter Standort wird derzeit in Portland an der Westküste der USA aufgebaut. Die Produktpalette umfasst zwölf Reisebegleiter und Accessoires, die seit Mitte 2020 nicht mehr ausschließlich im klassisch schwarzen Design, sondern teilweise auch in den Farben reef, algae, sand und ocean erhältlich sind. 

got-bag.com / fastcompany.com