Bioo, das Biotech-Startup, nutzt Mikroorganismen im Boden, um mit Hilfe dieser biologischen Batterie Licht zu erzeugen und so vielleicht eines Tages auch Ihr ganzes Haus mit Strom zu versorgen.
In einem Park auf der spanischen Insel Ibiza ist ein Prototyp für neue erneuerbare Energien nicht eine riesige sich drehende Turbine oder ein Feld von Sonnenkollektoren. Stattdessen ist er teilweise unterirdisch verborgen: eine biologische Batterie, die Energie aus dem Boden selbst erzeugt.
Mikroorganismen produzieren Protonen und Elektronen

Pablo Vidarte, der 24-jährige Gründer von Bioo, dem Biotech-Startup, dazu: „Ich fragte mich, ob es möglich sei, die Blätter einer Pflanze wie ein Solarpanel zu behandeln. Die kurze Antwort ist nein. Aber es gibt Wege, wie man die Natur tatsächlich wie eine Batterie behandeln kann, um Energie für sich selbst zu erzeugen, ohne [der Umwelt] zu schaden.“
Wenn es regnet oder wenn der Boden bewässert wird, sickern Nährstoffe und Mikroorganismen aus dem Boden in die neue biologische Batterie. Im Inneren der Batterie produzieren Mikroorganismen, die sich von organischem Material ernähren, Protonen und Elektronen. Die Elektronen werden an die Anode und Protonen an die Kathode geschickt. Luft, die durch Löcher im freiliegenden Teil der Platte kommt, liefert Sauerstoff. Der Prozess erzeugt einen Strom, der Lichter oder Sensoren versorgen kann − und schließlich, wenn er vergrößert wird, möglicherweise ein ganzes Haus versorgen könnte.
24/7 Energieproduktion

Es gibt mehrere Vorteile, so Vidarte. „Sie haben eine Energiequelle, die tagsüber und nachts Strom produziert“, sagt er. „Es handelt sich also um eine 24/7-Energieproduktion. Es spielt keine Rolle, ob es regnet oder schneit, es wird die gleiche Menge an Energie produziert. Im Gegensatz zu einer großen Solarfarm, die die Natur verdrängen könnte – wie beispielsweise in Südkorea, wo in den letzten Jahren 2 Millionen Bäume gefällt wurden, um Platz für Solarpaneele zu schaffen − können die biologischen Paneele arbeiten, ohne die auf einem Feld wachsenden Pflanzen zu beeinträchtigen. Die Technologie verwendet Materialien (wie z.B. Graphit), die in größerer Menge vorhanden sind. So wäre es möglich, bei Massenproduktion potenziell über den Preis konkurrenzfähig zu sein, auch wenn die Anlaufphase erst beginnt, Daten darüber zu sammeln, wie viel Energie die Paneele erzeugen können.
Landwirtschaftliche Betriebe als erster Einsatzort
Einer der ersten Orte, an denen die Technologie zum Einsatz kommen wird, sind landwirtschaftliche Betriebe, wo biologische Batterien Sensoren mit Strom versorgen können. Diese können Daten wie Feuchtigkeit und pH-Wert des Bodens erfassen und das Feld kartieren, damit die Landwirte die Bedingungen für den Anbau von Feldfrüchten optimieren können. (Im Moment verwendet diese Art von Sensoren normalerweise traditionelle Batterien, die weniger nachhaltig sind und die ständig ersetzt werden müssen). Die Sensoren könnten schließlich auch dazu verwendet werden, andere Faktoren wie die Menge des im Boden gespeicherten Kohlenstoffs zu messen. Das wäre ein entscheidender Punkt, wenn Landwirte, die Techniken der regenerativen Landwirtschaft anwenden, versuchen, CO2-Gutschriften für die Bekämpfung des Klimawandels zu erhalten. Größere Paneele, wie die im Ibiza-Park installierten, können zur Stromversorgung der Beleuchtung verwendet werden.
Das Unternehmen, das auch an einer experimentelleren Technologie arbeitet, die Pflanzen in Schalter verwandelt, welche Licht oder Schall aktivieren, rechnet damit, die Bioo-Paneele Ende 2021 oder Anfang 2022 auf den Markt zu bringen.