Kaffeeschalen werden beim Rösten von Kaffee normalerweise weggeworfen. Jetzt können sie zu Baumaterialien werden.
Kaffeeschalen − das papierartige natürliche Material um Kaffeebohnen – lösen sich beim Rösten und werden zu Abfall. Meist werden sie zuhauf gestapelt und setzen Methan, ein starkes Treibhausgas, frei. Das Unternehmen Woodpecker aus Bogota (Kolumbien) hat nun eine neue Verwendung für diese Schalen, indem es sie mit recyceltem Kunststoff kombiniert. Daraus wird ein ganz neues Material geschaffen.
Fertighauswände aus Kaffeeschalen

Dieses leichte, aber gleichzeitig sehr starke Material wird dafür verwendet, die Wände der Fertighäuser herzustellen, die von Woodpecker hergestellt werden und nur rund 4.500 US-Dollar kosten. Das Unternehmen hat bereits vor einem Jahrzehnt mit der Entwicklung der Lösung begonnen.
„Wir haben gesehen, dass es ein großes Bedürfnis nach einem Leichtbausystem für Wohnungen und Klassenzimmer in ländlichen und abgelegenen Gebieten gibt, in denen traditionelle Bausysteme wie Ziegel, Zement und Beton oft nicht gut funktionieren“, so CEO Alejandro Franco. Das Startup musste Materialien finden, die leicht genug waren, um in einem kleinen Boot, einem Hubschrauber oder auf dem Rücken eines Esels transportiert zu werden. Es wurde getestet, verschiedene Naturfasern − von Sägemehl und Reis bis zu Gras- und Palmenfasern − mit verschiedenen Arten von recyceltem Kunststoff zu kombinieren. Kaffeeschalen wurden nun ausgewählt, weil sie stärker und trockener als die anderen Fasern ist. Und sie sind in Kolumbien, einem der größten Kaffeeproduktionsländer der Welt, weit verbreitet, was natürlich ein weiterer Vorteil ist. Das endgültige Material ist feuerfest, langlebig und resistent gegen Insekten.
Erschwinglich und einfach zu errichten

Das Unternehmen stellt Lego-ähnliche Kits her, die vor Ort einfach zusammengebaut werden können. Der Stahlrahmen und die Kaffeeschalenbretter lassen sich mit minimalem Werkzeugaufwand problemlos zusammenklicken. Während das Unternehmen die meisten Häuser selbst baut, kaufen einige Kunden die Kits und stellen sie selbst zusammen. Durch die Gestaltung jedes Hausmodells, bei dem so wenig Teile wie möglich und Standardteile zwischen verschiedenen Designs verwendet werden, half das Team, die Kosten niedrig zu halten. Das recycelte Material ist auch erschwinglich, und Woodpecker möchte die Kosten weiter senken, indem Materialien in großem Maßstab herstellt werden.
Der Bau dauert normalerweise weniger als eine Woche. Im vergangenen November, als der Hurrikan Iota der Kategorie 5 die kolumbianische Insel Providence traf und 1.300 Häuser zerstörte, bat die kolumbianische Regierung Woodpecker um Hilfe. Es wurde eine schnelle Lösung und möglichst ein Leichtbausystem benötigt. Daraufhin spendete das Unternehmen zwei Häuser, für deren Bau die Armee fünf Tagen benötigte. Es wurde ein komplettes Kit aus der Fabrik geliefert. Das System funktionierte sehr gut, trotz fehlender Energieversorgung, schlammigen Boden, Problemen mit der Versorgung und einer Reihe ähnlicher Probleme, verursacht durch den Hurrikan.
Da das Unternehmen weiterhin Wohnungen in anderen Gebieten mit niedrigem Einkommen baut, hofft es nun auch, Aufträge und die Genehmigung der Regierung zu erhalten, um den Wiederaufbau der Insel in größerem Maßstab zu unterstützen.